Seit zwei Wochen bin ich Besitzer eines ASUS eee PC aus dem Jahre 2012/2013. Der unerwartete Aufwuchs meines Geräteparks hatte zur Folge, dass ich mal wieder über den Linux-Rand hinaus geschaut habe und mir vorgenommen habe auf diesem System FreeBSD produktiv einzusetzen. Erst vor Kurzen wurde die Version 10.3 veröffentlicht. Meine erste Erfahrung mit FreeBSD liegt schon lange zurück, damals habe ich mir bei Lehmanns eine der CD-Distributionen gekauft (Version 4.10 für i386), anscheinend werden diese leider nicht mehr länger produziert (openBSD hingegen schon). Seitdem habe ich immer mal wieder eine FreeBSD Installation vorgenommen, aber das System niemals wirklich produktiv eingesetzt. Die einzige dauerhafte Installation befindet sich auf einer SUN Blade 100 SPARC-Workstation, die ich aber auch nur viermal im Jahr in Betrieb habe und das auch eher aus Melancholie heraus.

Seit damals hat sich viel im FreeBSD Universum getan, die Installation, welche damals viel Systemkenntnis vorausgesetzt hatte (vgl. Slices) verläuft jetzt sehr viel flüssiger und der Installer, auch wenn er “nur” auf ncurses basiert muss sich nicht hinter Installern, wie zum Beispiel dem Debian-Installer, verstecken. Man kann bequem über einen USB-Stick booten, sich während der Installation mit einem wifi-Netzwerk verbinden und, was mir am besten gefallen hat, eine verschlüsselte /-Partition erzeugen und diese mit ZFS betreiben. Die Verschlüsselung wird allerdings nicht durch ZFS bewerkstelligt, sondern durch das schon länger in FreeBSD befindliche GELI. Die benötigte Passphrase wird direkt vom FreeBSD-bootloader entgegengenommen und das alles ohne weitere Konfiguration, direkt nach der Installation.

Die Ernüchterung stellte sich allerdings spätestens mit der Verwendung von pkg ein, einem relativ modernen Paket-Installer, angelehnt an apt-get. Der Installer an sich ist hervorragend man kann sehr schnell mit ihm suchen und die Installation geht schnell von der Hand. Allerdings war die Bandbreite zu dem in Übersee befindlichen PKG-Server derart schlecht, dass ich fast schon das Port-System angeworfen hätte. Die Übersetzung aller benötigten Programme aus den Quellen dauert aber einfach zu lange (erst recht auf einem Intel Atom).

Bei der Konfiguration von pkg haben sich also schon die ersten Schwierigkeiten gezeigt, schön ist das nicht wirklich und dann war ich auch über die wenigen pkg-mirror überrascht. Zumindest gibt es einen Spiegel auf dem europäischen Festland (Moskau): http://pkg0.ydx.freebsd.org/

Im viel gelobten FreeBSD-Handbuch und auch wirklich guten Handbuch hat man bei FreeBSD schon immer angefangen seine Antworten zu suchen, allerdings ist das Handbuch sehr allgemein und die Software verhält sich oftmals anders als beschrieben. In meinem Fall habe ich es innerhalb von zwei Stunden und zwei Anläufen nicht geschafft den X-Server eine eigens Erstellte xorg.conf als Konfigurationsdatei mitzugeben, sie wurde einfach stetig ignoriert, egal in welchen Verzeichnis sie lag /etc/X11/ oder /usr/local/etc/X11/. Ohne eine spezielle xorg.conf konnte ich auch nicht die Helligkeitsfunktionstasten ausprobieren/Nutzen und ohne diese Tasten ist eine Verwendung eines Notebooks meines erachtens unmöglich.

Somit ist leider mein Wunsch, FreeBSD dauerhaft auf dem Asus eee PC einzusetzen gescheitert. Ich gebe nicht FreeBSD die Schuld daran, evtl. hätte ich das Problem nach längerer Zeit selbst Lösen können, aber ich möchte nicht Tage in ein System stecken um eine Lösung zu erarbeiten, was ich mit Debian in einer Stunde bewerkstelligen Kann. Eventuell ist die FreeBSD-Community auch nicht wirklich an mobilen Nutzern interessiert, zumindest, beziehungsweise die Nachfrage ist einfach sehr gering.

Nichtsdestotrotz, FreeBSD bietet Features, welche Linux vermissen lässt:

  • ZFS-Unterstützung (mit allen von ZFS gewohnten Features wie dedup, snapshots, compression, lediglich ohne Crypto)
  • Jails
  • DTrace
  • Sparc64-Architektur (Debian z.B. nicht mehr)

Vorerst habe ich wieder eine Debian Installation auf dem eeePC. Aber FreeBSD 11 steht vor der Tür …


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